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Ermittlungen in Friesland: Möglicherweise tausende Menschen mit Kochsalzlösung „geimpft“

medstra-News 53/2021 vom 17.8.2021

Im April war bekannt geworden, dass eine Krankenschwester in einem Impfzentrum in Friesland Kochsalzlösung anstatt Impfstoff in sechs Spritzen aufgezogen hatte, die anschließend unwissenden Impfwilligen verabreicht wurden. Damals ging man davon aus, dass der Krankenschwester eine Ampulle mit Impfstoff heruntergefallen war und sie dieses Malheur durch das Aufziehen von Kochsalzlösung vertuschen wollte. Bereits damals mussten 200 potentiell betroffene Menschen auf Antikörper getestet und 22 Menschen nachgeimpft werden.

Mittlerweile geht die Polizei aber davon aus, dass im Zeitraum Anfang März bis Ende April weitaus mehr Menschen Kochsalzlösung anstatt Impfstoff erhalten haben könnten. Nach Sichtung des Facebook-Accounts der Frau schließen die Ermittler nicht aus, dass die Krankenschwester möglicherweise aus politischen Motiven vorsätzlich in zahlreichen Fällen Kochsalzlösung aufgezogen habe. Zudem soll die Frau nach Berichten des NDR ihren eigenen Impfpass gefälscht haben. Inzwischen haben die Behörden über 10.000 potentiell betroffene Personen informiert, damit diese nachgeimpft werden.

Der Anwalt der Krankenschwester hat dieser Darstellung der Ermittler allerdings widersprochen. Seine Mandantin sei keine Impfgegnerin. Bei den sechs Fällen, die zunächst bekannt geworden waren, habe sie zudem versucht, den Impfstoff der heruntergefallenen Ampulle mit Resten aus anderen Ampullen auszugleichen. Obwohl seine Mandantin dies bereits in der ersten Vernehmung erwähnt habe – was die Staatsanwaltschaft Oldenburg nun auch bestätigte – hätten die Ermittlungsbehörden dies bislang nicht kommuniziert.


Verlag C.F. Müller

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