Logo C.F. Müller
In Norwegen angeklagter Chirurg praktiziert in Deutschland weiter

medstra-News 57/2022 vom 7.6.2022

Der öffentlich-rechtliche norwegische Rundfunk NRK berichtete Ende Mai, dass ein deutscher Chirurg, der für zahlreiche schwerwiegende Behandlungsfehler in Norwegen verantwortlich gewesen sein soll, weiter in Deutschland praktiziere. Der 2008 nach Norwegen ausgewanderte Arzt soll jahrelang ohne ausreichende Kenntnisse bis zu 700 Operationen pro Jahr als Chefarzt für Orthopädie durchgeführt haben. Laut Angaben des NRK seien Anzeigen von insgesamt 160 Personen bei der norwegischen Entschädigungsbehörde eingegangen. 58 von diesen Beschwerden wurde bereits stattgegeben. Einige der Operationen sollen bereits nicht indiziert gewesen sein, andere Behandlungsfehler führten teilweise zu Amputationen oder führten zum Tod der Patienten. Der Mann habe zwar eine Approbation vorweisen können, verfügte jedoch nicht über die von ihm ausgewiesene sechsjährige orthopädische Spezialisierung, um in Norwegen in diesem Fachbereich arbeiten zu dürfen.

Nachdem in Norwegen ein Verfahren wegen Berufsvergehens eröffnet wurde, kehrte der Arzt nach Deutschland zurück und begann erneut orthopädische Operationen in einer Praxisklinik in Bayern durchzuführen. Während dieser Tätigkeit wurde ihm seine medizinische Lizenz in Norwegen aberkannt und durch Interpol eine Suche nach ihm eingeleitet.

Trotz erfolgter Meldungen innerhalb eines internationalen Warnsystems musste der Mann seine Tätigkeit in Bayern erst beenden als die örtliche Polizei sich des Falles annahm. Nach Recherchen der Zeit, ist der Arzt nach seiner Entlassung dennoch weiter in einer anderen Praxis in Baden-Württemberg angestellt, obwohl er sich mittlerweile in Norwegen vor Gericht verantworten muss. Die Verantwortlichen in dem Krankenhaus beantworteten bisher keinerlei Anfragen zu dem Sachverhalt.


Verlag C.F. Müller

zurück zur vorherigen Seite