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Problematische Geburten in Level IV-Geburtskliniken

medstra-News 44/2025 vom 22.4.2025

Ein Drittel aller Neugeborenen in Deutschland kommt in einer Klinik der niedrigsten Versorgungsstufe (Level IV) zur Welt. In Level IV–Geburtskliniken sind in der Regel nicht rund um die Uhr Kinderärzte oder fertig ausgebildete Gynäkologen vor Ort, weshalb diese Klinken nach den Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) keine Risikoschwangeren aufnehmen sollen. Recherchen von BR, MDR, SWR und RBB zeigen nun, dass sich einige Level IV-Geburtskliniken offenbar nicht an diese Richtlinien halten und Risikoschwangere entgegen der Richtlinie und ohne hinreichende Aufklärung über die Risiken aufgenommen haben.

Wie die Tagesschau am 15. April berichtete, gibt es Fälle von geschädigten und toten Kindern, die in Level IV–Geburtsklinken zur Welt kamen, obwohl sie aufgrund einer Risikoschwangerschaft wohl in einem Krankenhaus mit einer höheren Versorgungsstufe hätten entbunden werden müssen. Viele dieser Fälle seien allerdings noch nicht gerichtlich geklärt.

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Perinatale Medizin, Mario Rüdiger, spricht sich dafür aus, dass es künftig gar keine Geburten mehr in Level IV–Klinken geben solle. Es könne während einer Geburt immer zu Problemen kommen, und dann komme es darauf an, dass das Kind ausreichend versorgt werden könne. Er führt den Umstand, dass Sachsen den jüngsten Zahlen zufolge die bundesweit niedrigste Säuglingssterblichkeit hat, darauf zurück, dass dort Level IV–Häuser geschlossen wurden und die Geburtshilfe zentralisiert wurde. Auch die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe warnt vor einem „schlechteren perinatalogischen Outcome“ kleinerer Krankenhäuser und erklärte auf Anfrage, dass sie vollumfänglich hinter der G-BA-Richtlinie stehe.

Demgegenüber äußerte der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU), dass er weiterhin zu Level IV-Klinken stehe. So sei ohne kleine Krankenhäuser mit weniger als 500 Geburten pro Jahr die Versorgung in dünn besiedelten Gebieten nicht gesichert.


Verlag C.F. Müller

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