medstra-News 70/2025 vom 15.7.2025
Am 8. Juli 2025 vollzogen die Zentralstelle zur Bekämpfung von Betrug und Korruption im Gesundheitswesen (ZKG) und die Kriminalpolizei in Landshut in ganz Bayern zeitgleich 88 Durchsuchungsbeschlüsse und einen Haftbefehl gegen einen Arzt aus dem Landkreis Landshut. Der Arzt steht im Verdacht, falsche Gesundheitszeugnisse ausgestellt und Abrechnungsbetrug begangen zu haben, berichtete die Pressestelle der Generalstaatsanwaltschaft Nürnberg am 9. Juli 2025. Ihm werden gewerbsmäßiger Betrug in 10 Fällen und das Ausstellen falscher Gesundheitszeugnisse in mindestens 1290 Fällen vorgeworfen.
Seit August 2022 habe der Arzt in 1290 Fällen, meist bei minderjährigen Patienten, sogenannte Masern-Mumps-Röteln-Impfungen (MMR-Impfungen) in Impfpässen bestätigt, obwohl er die Impfungen tatsächlich nicht durchgeführt hatte. Anlass für die Ermittlungen waren zahlreiche Impfverweigerungsatteste, die bei Landratsämtern eingingen. Nachdem die Ämter diese Atteste zurückgewiesen hatten, hätten die betroffenen Personen stattdessen Impfnachweise vorgelegt. Die gefälschten Nachweise seien in zahlreichen Fällen auch für Kinder ausgestellt worden, die in erheblicher Entfernung zur Praxis wohnten und normalerweise bei einem Kinderarzt in Behandlung seien. Der Beschuldigte soll die nicht erbrachten Impfungen sodann gegenüber der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns (KVB) abgerechnet haben, wodurch ein Schaden in Höhe von knapp 20.000 Euro entstanden sein soll.
Im Rahmen der vollzogenen Durchsuchungsbeschlüsse waren rund 210 Beamte im Einsatz und stellten zahlreiche Unterlagen und Datenträger sicher. Gegen den Arzt wurde ein vorläufiges Berufsverbot erlassen.