medstra-News 92/2025 vom 25.9.2025
Zwischen 1946 und 1980 wurden in Nordrhein-Westfalen Medikamente in Kinder- und Jugendheimen in großem Umfang missbräuchlich verabreicht. Das ergibt sich aus einer Untersuchung von Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, der Behindertenhilfe und der Psychiatrie in den Jahren 1946 bis 1980, die die Landesregierung von NRW in Auftrag gegeben hatte.
Die Medikamente seien systematisch zur Ruhigstellung und Sedierung, aber auch zu Forschungszwecken an Kinder und Jugendliche verbreicht worden. Es handele sich dabei um „weit verbreitete und oft institutionell verankerte Praktiken“. Das Forschungsteam unter Leitung des Düsseldorfer Medizinhistorikers Heiner Fangerau stellte fest, dass die Medikamentengaben ohne Einverständnis und vorherige Aufklärung oder Folgenabschätzung durchgeführt wurden und zudem oft mit anderen Gewalterfahrungen einhergegangen seien. Den Betroffenen sei lange nicht zugehört und geglaubt worden.
Der Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) sprach sich bei der Vorstellung des Berichts im Landtag von NRW für eine umfassende Aufarbeitung sowie eine maximale Aufmerksamkeit aus.